Sofia
Am sehr späten Dienstagabend kamen wir mit dem Bus in der bulgarischen Hauptstadt an und nach dem Check In in unserem Airbnb gingen wir nur noch kurz in die Stadt, um etwas zu essen. Unser Airbnb befindet sich in einem Hochhaus, das vor allem nachts irgendwie total modern und chaotisch und dreckig zur selben Zeit aussah, was vor allem Luca beschäftigt hat. Die Wohnung sah aber echt cool aus. Eines der modernen Dinge waren automatische Schiebetüren am Eingang, die uns an diesem Abend noch zum Verhängnis wurden. Gerade als wir zurückkehrten muss es einen kurzen Stromausfall gegeben haben und wir standen verzweifelt vor der verschlossenen Türe, die uns einfach nicht reinlassen wollte. Wir dachten schon, uns fehlt ein Schlüssel oder so, doch dann ging die Türe zum Glück doch noch auf.

Am nächsten Tag schauten wir uns dann die ältere Geschichte der Stadt etwas genauer an. Wir besuchten das Historische Museum der Stadt, welches die Geschichte der Stadt und des Landes von den Anfängen bis zum 2. Weltkrieg thematisiert. Es befindet sich in den Gebäuden der ehemaligen Mineralbäder der Stadt, die natürlichen Quellen stellten über all die Jahrhunderte stets das Zentrum Sofias dar.

Sofia ist auf der alten Stadt Serdica aufgebaut, was man an einigen Stellen noch sehen kann, zum Beispiel an einer offenen Ausgrabungsstelle vor dem Präsidentenpalast.

Im Hof des Präsidentenpalasts steht die Rotunde des Heiligen Georg, die älteste Kirche hier. Wir waren auch in der Kirche drin, der Kirchenraum wirkt heute aber eher wie ein Souvenirladen, Bilder durfte man nicht machen. Am darauffolgenden Tag sollten wir ein einer Tour über die Zeit unter dem kommunistischen Regime in Bulgarien erfahren, dass die Kommunisten den Präsidentenpalast um die Kirche herum erbaut haben, um sie zu verstecken. Religion und Kommunismus sind nicht vereinbar und die Menschen sollten keine Religion mehr ausüben. Gleichzeitig sah man in den Kirchen aber auch als Teil der Geschichte der Stadt und wollte sie deswegen nicht zerstören. Lösung: Man versteckt sie hinter noch größeren Gebäuden.




Außerdem besichtigten wir die Banja-Baschi Moschee, eine der ältesten Moscheen Europas und die einzige in Sofia, die genutzt wird. Wir konnten sie auch von innen anschauen.

Am Donnerstag schlenderten wir über den Boulevard von Sofia, auf dem sich sehr viele Restaurants, Bars und natürlich Einkaufsläden befinden. Dieser führte uns zum Kulturpalast, das ehemalige Kongresszentrum der kommunistischen Partei.



Weiter ging zur Alexander-Newski-Kathedrale, die auf mich von außen ähnlich beeindruckend wirkt wie die Sacre Coeur oder die Kathedrale in Belgrad. Der Kirchenraum ist sehr dunkel, nur spärlich beleuchtet durch die wenigen Fenster und sechs Kronleuchter. Die Wand- und Deckenmalereien sind alle in dunklen Rot- und Blautönen gehalten. Fotos vom Inneren durfte man nur gegen eine Gebühr machen.

Auf dem Weg zum Justizpalast, der Treffpunkt für die Tour, gingen wir noch am Nationaltheater vorbei, ebenfalls ein sehr schön verziertes Gebäude.

Um 16 Uhr startete dann die bereits erwähnte Communism Tour. Wir kamen nochmal an einer Kirche vorbei, die vom Regime versteckt werden wollte. Der große schwarze Balken hat keinerlei statische Funktion oder Zweck, außer das Kreuz, das sich auf der Kirche befindet, zu verdecken.

Wir erfuhren, wie das kommunistische Regime in Bulgarien installiert werden konnte, wie die Bevölkerung unter dem Regime litt und wie das Regime in Bulgarien nur einen Tag nach dem Fall der Berliner Mauer zerfiel und über den darauffolgenden Kollaps der gesamten Wirtschaft und die Hyperinflation.
Fun Fact: Ein Teil der Berliner Mauer wurde Sofia von Berlin geschenkt und wie die meisten Mauerstücke, war es mit Graffiti versehen. Eines Tages lief ein bulgarischer Politiker an dem Stück vorüber, dachte, jemand habe dieses Monument verschandelt und ließ es säubern. Später musste sich die Bürgermeisterin dann erklären, warum das Mauerstück auf einmal wieder so sauber war.
Auf der Tour kamen wir am Monument für die Sowjetische Armee vorbei. Besonders den im rechten Bild zu sehenden Teil des Monuments wurde nach dem Fall des Eisernen Vorhangs immer wieder mit Graffiti verziert, bis Russland mit Konsequenzen drohte, wenn Bulgarien nicht dagegen vorgeht, nachdem 2014 die ukrainische Flagge dort gesprayed wurde.


Wir kamen auch am Platz vorbei, an dem früher das Mausoleum für Georgi Dimitroff stand, der erste kommunistische Parteivorsitzende. Nach 1989 wollte man das Gebäude sprengen, doch es fiel einfach nicht in sich zusammen. Da bemerkte man, dass es ein Atomschutzbunker war mit großem unterirdischem Gangsystem, den die Kommunisten geheimgehalten haben, wie auch der Bunker in Brünn, in dem wir übernachtet haben.
Zuletzt waren wir auch am Denkmal für die Opfer des kommunistischen Regimes, die ermordet, verschwunden, vertrieben, inhaftiert oder in Arbeitslager gebracht wurden.

Am Freitagmorgen machten wir uns schon früh zum Bahnhof auf, um nach Bukarest zu kommen. Nach so langer Zeit auch endlich mal wieder mit dem Zug. Die Fahrt soll eigentlich zehn Stunden dauern, doch wie ich gerade im Zug sitze und diesen Bericht schreibe, kann ich sagen, dass das auf jeden Fall nichts wird.

Abschließende Gedanken und Eindrücke
Luca
Ich fand Sofia eine interessante Stadt, vor allem weil sie in einer Ecke liegt die man jetzt eher weniger bereist und eine Geschichte hat die man bei uns eher weniger mitbekommt. Die Erben des Sozialismus sind noch ganz klar im Stadtbild zu sehen, aber gerade das macht die Stadt finde ich ziemlich interessant. Was ich ich ein bisschen schade fand ist das fehlen einer Alt- oder Innenstadt. Ist gibt zwar einen Boulevard für Fußgänger mehr aber nicht. Positiv finde ich aber die vielen Parks und Grünanlagen.
Emely
Mir hat Sofia ganz gut gefallen, vor allem die Tour über die Zeit, an dem das kommunistische Regime an der Macht war fand ich sehr interessant. Die Geschichten, die man so hört, beschränken sich ja meistens auf die Geschehnisse in Ostdeutschland. Besonders was im Jahrzehnt nach dem Fall passiert ist, wusste ich nicht so genau, so wie unser Tourguide es ausgedrückt hatte, wurden viele ins kalte Wasser des Kapitalismus geschmissen, ohne wirklich zu wissen, was eigentlich abging und wie das Ganze funktioniert.
Eine Antwort auf „Bulgarien“
Ich entschuldige mich aufrichtig für diesen Kommentar! Aber ich teste einige Software zum Ruhm unseres Landes und ihr positives Ergebnis wird dazu beitragen, die Beziehungen Deutschlands im globalen Internet zu stärken. Ich möchte mich noch einmal aufrichtig entschuldigen und liebe Grüße 🙂