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Reiseberichte

Litauen

Vilnius

Vilnius

Nach acht Stunden Busfahrt kamen wir am späten Nachmittag in Vilnius, Litauen an. Außer Einchecken im Mikalo Hostel und vespern haben wir an diesem Tag nicht mehr viel unternommen.

Am Sonntag erkundeten wir dann die Altstadt von Vilnius. Betreten haben wir diese durch das Tor der Morgenröte, das einzige, das von der Stadtmauer noch erhalten ist. Während es von außen eher unscheinbar aussieht, ist es ihnen reichlich verziert und außerdem Teil einer Kirche.

Ein weiterer Teil der Befestigungsanlage ist noch erhalten, zu welchem wir ebenfalls gelaufen sind. Etwas oberhalb davon bekommt man schon mal einen Vorgeschmack vom Ausblick über die Stadt.

Vor dem Überfall der Nazis lebten auch in Vilnius zahlreiche Juden, die während der Besatzung in Ghettos zusammengetrieben und nach und nach vernichtet wurde. Von ehemals 58.000 Juden überlebten nur 2.000-3.000. Um diesem zu gedenken, wurde in Vilnius das Projekt “Walls that remember“ von Künstlern ins Leben gerufen. Auf den Wänden des ehemaligen jüdischen Viertels der Hauptstadt, befinden sich mehrere Graffiti, die Szenen aus dem früheren Leben der Juden darstellen. Eigentlich gibt es dazu noch einen Audioguide und mehrere Informationen, doch die QR-Codes, die man dazu scannen sollte, waren teilweise beschädigt oder haben gefehlt. Trotzdem haben wir die Graffiti bewundert.

Unsere Tour führte uns weiter an einigen Kirchen vorbei. Da es hier davon so viele gibt, wird Vilnius auch das Rom des Nordens genannt. Vor einer Kirche war ein Baum über und über mit Bändchen in den Farben der ukrainischen Flagge geschmückt. Allgemein ist uns hier, wie auch schon in Polen, die ukrainische Flagge sehr oft aufgefallen. Sie hängt an Privathäusern, Rathäusern und Geschäfte. Hier in Vilnius zeigen die Busse sogar Vilnius ❤️ Ukraina an. Das Krieg ist hier ein sehr präsentes Thema und es scheint eine große Willkommenskultur zu geben.

Geendet hat unsere Tour auf dem Platz der Kathedrale in Vilnius. Dem beeindruckenden weißen Gebäude schließt sich gleich das Nationalmuseum an. Außerdem ist der Glockenturm der Kirche ausgelagert und ragt hoch in den Himmel. Das besondere auf dem Platz: Einer der vielen Pflastersteine ist besonders gestaltet. Ihm wird nachgesagt, Wünsche erfüllen zu können, wenn man darauf springt oder sich auf ihm dreht.

Schließlich kehrten wir ins Hostel zurück und kochten uns noch Nudeln zum Abend.

Am nächsten Tag besichtigten wir einen weiteren Stadtteil von Vilnius: Uzupis. Es ist das Künstlerviertel der Stadt. 1997 erklärten einige Bewohner das Viertel für unabhängig. Obwohl der Staat von keiner Regierung anerkannt ist, hat das Viertel einen inoffiziellen Präsidenten, einen Regierungssitz (welcher das Café ist) und eine eigene Verfassung. Sogar Botschafter des Staates gibt es, auch in Deutschland. Sie haben die Aufgabe, Menschen miteinander zu verbinden. Es wird vermutet, dass die Unabhängigkeit auch von den Bewohnern selber eher als Scherz aufgefasst wird, denn die Unabhängigkeit erfolgte am 1. April.

In Uzupis findet man viele Kunstwerke und Street Art. Außerdem befinden sich hier die “Swings of Destiny“, die Schaukel des Schicksals, eine Hollywoodschaukel, die von einer Brücke aus über dem Fluss baumelt. Wer hier schaukelt, dem soll die Zukunft vorhergesagt werden. Unweit davon befindet sich die Meerjungfrau von Uzupis. Die Verfassung der Uzupis ist in mehr als 20 Sprachen an einer Hausmauer angebracht. In ihr stehen Gesetze wie “Ein Hund hat das Recht, ein Hund zu sein“ und “Jeder Mensch hat das Recht, zu faulenzen oder nichts zu tun“.

Am Fluss entlang begaben wir uns dann zum Aufstieg auf den Berg mit den drei Kreuzen. Von hier oben hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt und die Anstrengung lohnt sich.

Auf einem etwas entfernt davon liegenden Hügel entspannten wir uns danach im Schatten, umgeben von Natur und mit einem Buch.

Hinab ging es quer durch den Wald auf Wegen, die mich an die Schmerach oder sogar das Allgäu erinnern ließen.

Nach einem Abendessen im Hostel, gingen wir beide nochmals getrennt voneinander in die Stadt. Luca setzte sich an den Fluss, ließ die Beine im Wasser baumeln und telefonierte mit zuhause. Auch ich setzte mich später an einer anderen Stelle an den Fluss, um zu telefonieren. Eigentlich hoffte ich, von der Burg aus den Sonnenuntergang beobachten zu können, doch leider war das Gelände gesperrt. Vom Flussufer aus erhielt ich aber auch einen schönen Blick auf den Abendhimmel. Auf der gegenüberliegenden Flusspromenade tanzten viele Menschen und es war eine schöne Atmosphäre.

Am Dienstag reisen wir wieder ab, allerdings fährt unser Bus zur nächsten baltischen Hauptstadt Riga erst um 17 Uhr. Die Zeit bis dahin ist bei Luca mit Meetings von seinem HiWi-Job an der Uni gefüllt, während ich mir meine Zeit mit diesem Bericht und lesen vertreibe.

Abschließende Gedanken und Eindrücke

Luca

Nach den intensiven Kulturtagen in Polen war das hier genau das richtige. Vilnius fühlt sich sehr klein an und war für mich sehr entspannend. Die Altstadt ist nicht sehr groß, aber hat dafür sehr viele nette kleine Restaurants und die Atmosphäre passt. Außerdem war es großartig, mal wieder einen Tag in der Natur zu verbringen. Entspannt Zeitung lesen im Wald, einfach klasse. Und ich weiß auch nicht, wann ich zum Rentner geworden bin 😀. Ich kann es nur noch mal betonen. Osteuropa ist einfach klasse und viel zu unterschätzt.

Emely

Ich bin sehr froh, im Baltikum zu sein. Hierher würde man sonst wohl kaum in den Urlaub fahren, wobei sich das nach jetziger Erfahrung echt lohnen würde. Vilnius ist wunderschön. Die Stadt ist mit ca. 550.000 Einwohnern nicht zu groß und vor allem nicht wirklich touristisch. Man hat nicht das Gefühl, den Überblick und sich selbst zu verlieren, wie das in Paris, Rom oder Wien der Fall sein kann. Außerdem ist mir den bewaldeten Hügeln und dem Fluss auch die Natur nicht weit. Außerdem ist Vilnius die erste Stadt, in der ich keinen McDonald‘s oder Starbucks gesehen konnte. Nur einen KFC konnte ich am dritten Tag entdecken. Stattdessen ist so gut wie jede Gasse mit zahlreichen Pubs, Restaurants und Bars gesäumt, die alle draußen aufgestuhlt haben und zu allen Tageszeiten gut besucht zu sein scheinen. Kurz um, die Stadt und Atmosphäre sind einfach toll.

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