Kategorien
Reiseberichte

Spanien Teil 1

Bilbao, Santander, Oviedo, Ferrol und Santiago de Compostela

Bilbao, Santander, Oviedo, Ferrol und Santiago de Compostela

Bilbao

Am späten Nachmittag in Bilbao angekommen, wurden wir in der Habitacion en Irala herzlich von unserem Gastgeber begrüßt und mithilfe eines Stadtplans in brüchigem Englisch über alle Sehenswürdigkeiten der Stadt informiert, inklusive des Ghettos. So viel konnten wir während unseres kurzen Aufenthaltes über eine Nacht gar nicht sehen, doch wir gaben uns Mühe, möglichst viel davon unterzubringen.

Bilbao war ehemals eine triste Industriestadt, was teilweise immer noch sichtbar ist. Doch nach dem Untergang der Industrie, setzte Ende 1990er Jahren der „Bilbao-Effekt“ ein: Mit dem Bau des Guggenheim-Museums wurde die Stadt architektonisch aufgewertet und weitere wichtige Mordernisierungen, wie die Metro und die Schwebebahn folgten schnell.

Das Guggenheim-Museum ist nur eines von drei weltweit und beherbergt viele moderne Kunstwerke. Das Gebäude selbst scheint mit seiner aufwendigen Fassade und außergewöhnlichen Architektur bereits ein Kunstwerk zu sein. Einige Ausstellungsstücke sind auch von außen zu besichtigen, so zum Beispiel eine riesige Spinne, die wohl eine Art Eiffelturm Bilbaos ist, denn Straßenverkäufer verkauften wie in Paris Miniaturen der Spinne.

Ein weiteres Gebäude mit beeindruckender Architektur ist das Azkuna Zentroa. Das ehemalige Weinlager wurde in ein Kultur- und Freizeitzentrum umgebaut, hier gibt es ein Kino, eine Bibliothek und einige Ausstellungen. Des Weiteren verspricht es einen Panorama-Blick über die Stadt von der Dachterrasse aus, dieser war aber ziemlich enttäuschend, da das Gebäude nicht annähernd hoch genug ist, um über die Stadt blicken zu können. Dafür gibt es auf der Dachterrasse einen Innenpool, zu dem man von der Eingangshalle aus hochblicken kann.

Am Fluss entlang gingen wir vor zur Altstadt Bilbaos.

Hier befindet sich auch der Markt der Stadt, den uns unser Gastgeber empfohlen hat. Hier gibt es nämlich Pintxos zu kaufen, eine Art Tapas, die es nur in Nordspanien gibt. Der Name rührt von den kleinen Spießen, die die Pintxos zusammenhalten.

Nach einem kurzen Aufstieg auf einen kleinen Berg in der Altstadt, erhaschten wir doch noch einen Blick über die Stadt.

Abends kochten wir uns in der Gemeinschaftsküche Nudeln, die wir sogar bei einem Lidl gekauft hatten. Dafür liefen wir durch das als Ghetto bezeichnete Viertel der Stadt (es soll einfach nicht so schön sein, wie der Rest) und die Polizeipräsenz war in diesem Viertel wirklich deutlich zu spüren.

Santander

Nach Santander brachte uns eine kleine Schmalspurbahn auf einer der angeblich schönsten Zugstrecken Europas. Diese Schmalspurbahn wird uns die gesamte spanische Nordküste entlang fahren und sie ist eine richtige Bimmelbahn. Sie führt durch Wald und Wiesen und man fühlt sich wie im tiefsten Hohenlohe. Die Halte befinden sich mitten im Nirgendwo und immer wieder tauchen einzelne Höfe umrandet von Nichts auf. Je weiter die Bahn uns in den Westen bringt, desto schöner wird die Strecke, später werden wir auch das Meer von der Bahn aus sehen.

Die Fahrt nach Santander verlief allerdings nicht ganz nach Plan. Nach einem Drittel der Strecke standen wir plötzlich im Wald und es ging nicht mehr weiter. Es muss wohl etwas auf den Schienen gelegen sein oder ähnliches, denn es ging dann wieder rückwärts bis an den letzten Bahnhof. Dort holte uns etwas oberhalb ein Bus ab, dessen Fahrer anscheinend gerne und schnell Kurven fährt und ein paar Ort weiter fuhr die Bahn dann wieder. So betrug unsere Fahrtzeit statt drei dann fünf Stunden, was laut anderen Fahrgästen auf der Strecke aber ganz normal ist und auch nicht weiter schlimm war. Wir lernten in der Bahn eine andere Interrailerin kennen, die aus den Niederlanden kam und verabredeten uns gleich mit ihr zum Abendessen, nach der langen Zugfahrt hatten wir nämlich ziemlichen Hunger.

Vorher checkten wir in Santander noch ins Hostel Allegro ein und zu unserer Überraschung landeten wir in einem 16er Zimmer. Die Nächte waren aber trotzdem seltsam ruhig. Unser Herbergsvater empfahl uns gleich eine Pintxos-Bar, zu der wir später mit Yneke gingen. Vorher wurden wir noch aufgehalten durch eine Tanzveranstaltung auf einem der vielen Plätze, bei der eine Tanzschule spanische Tänze zum Besten gab.

Den restlichen Abend spazierten wir am Meer entlang, über dem gerade die Sonne hinab ging und durch die nächtlichen Gassen von Santander, die sehr belebt waren. Überall saßen Leute vor den Bars und genossen den Abend .

Samstags machten wir eine Tour durch Santander, vorbei an den Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Auch Santander verfügt über ein Kunstmuseum mit einer auffallenden Architektur, welches sich direkt am Meer befindet.

Am Meer entlang ging es dann auch zum Palacio de la Magdalena, ein Palast, den die Stadt 1909 zu Ehren ihrer Königin erbaute. 30 Jahre lang stellte es eine Sommerresidenz für die Königsfamilie dar und heute wird es für Meetings und Konferenzen genutzt, als wir dort waren, fand sogar eine Hochzeit im Palast statt.

Es ist auch für die Einheimischen ein sehr beliebtes Ausflugsziel, denn auf der dazugehörigen Halbinsel, Peninsula de la Magdalena, wurde ein wunderschöner Park angelegt, von dem aus man einen hervorragenden Ausblick auf die Buchten und Strände Santanders hat.

Außerdem sind in dem Park Seelöwen, Robben und Pinguine zu sehen. Laut Wikipedia gibt es hier auch Eisbären, die konnten wir allerdings nicht finden (hätte uns auch etwas gewundert).

An diesem Abend trafen wir uns nach dem Abendessen nochmal mit Yneke und verbrachten einen entspannten Abend in einer spanischen Bar, als Teil des abendlichen Trubels der Stadt.

Hier außerdem noch ein paar Bilder in der wichtigsten Modelpose der Welt:

Oviedo

Am Sonntagmorgen ging es weiter mit der Schmalspurbahn nach Ovideo. Dieses Mal zwar wirklich mit der Bahn und nicht mit dem Zug, jedoch mussten wir einmal den Zug wechseln, was, so glauben wir, nicht vorgesehen war.

In Oviedo erlebten wir nicht so viel und wir waren auch nur eine Nacht dort. Das Wetter war sowieso nicht besonders gut, so blieben wir den Nachmittag im Hostel und planten unsere Reise weiter, um alle Züge rechtzeitig zu reservieren und die Übernachtungen zu buchen, auch wenn die Planung immer noch nicht ganz abgeschlossen ist.

Abends liefen wir ein wenig durch die Stadt und gingen dann etwas essen.

Ferrol

Nach Ferrol brachte uns die Schmalspurbahn, die für die 260 Kilometer, die Ferrol von Oviedo trennen, sieben Stunden benötigte. Dieser Abschnitt war der Schönste der Feve-Bahn, auf dem man immer wieder einen Blick auf das Meer und einsame Buchten erhaschen konnte und ein riesiges Sumpfgebiet durchquerte.

In Ferrol entdeckten wir ein Viertel, das über und über mit Street Art bedeckt war. Die Meninas de Canido sind eine Art kostenloses Open Air Museum, das niemals aufhört zu wachsen. Ein Künstler wollte die in sich zusammenfallende Nachbarschaft wieder aufwerten und sprayte seine eigene Version des Gemäldes „Die Hoffräulein“ (spanisch Las Meninas) von Diego Velàzquez im Jahr 2008 auf eine der Hauswände. Seitdem haben sich viele Künstler ihm angeschlossen und ihre eigene Version des Gemäldes, das allein Picasso zu 44 eigenen Versionen inspiriert hat, auf die Wand gebracht und das Viertel zu einem Must-See in Ferrol gemacht.

Die Nacht haben wir im Hostal La Frontera verbracht, das wohl einst ein geräumiges und schickes Hotel war, aber irgendwie den Anschluss an die Moderne verpasst hat.

Santiago de Compostela

Am Dienstagmorgen machten wir uns schon sehr früh zu dem wohl meistersehnten Ziel in Spanien auf: Santiago de Compostela, das Ende des Jakobswegs.

Freundlicherweise ließ der Herbergsvater der Albergue Monterrey uns unser Gepäck bereits morgens in der Herberge einschließen, so dass wir uns befreit auf Erkundungstour durch die Stadt machen konnten. Nach einem kurzen Frühstück in einem Park, schauten wir uns das Herz der Stadt, die Kathedrale von Santiago de Compostela, erst einmal von Weitem an, bevor wir durch die Altstadt der Stadt wanderten. Am Abend werden wir auch kurz zur Kirchenmesse in der Kathedrale gehen, da wir das Schwingen des Weihrauchs sehen wollten, der an starken Seilen von mehreren Männern durch das gesamte Kirchenschiff geschwungen wird. Dann hat es uns aber doch zu lange gedauert.

Immer wieder begegneten uns hier auch Pilger, die den Weg bereits beendet haben, gut erkennbar an der Jakobsmuschel an ihrem Rucksack. Hier in Santiago holen sie sich hier Zertifikat für den Weg ab, normalerweise stehen sie hier an der Ausgabestelle Schlange. Mit einem Tagespensum von 25 Kilometern fühlten wir uns am Ende des Tages auch ein wenig wie die Pilger.

Vielmehr als die Kirche (und haufenweise Souvenirshops) hat die Altstadt von Santiago aber auch nicht zu bieten, weshalb wir auf den gegenüberliegenden Berg Gaiás stiegen. Hier wurde Anfang der 2000er Jahre begonnen, die City of Culture of Galicia zu bauen, die 2013 fertig gestellt beziehungsweise abgebrochen wurde. Heute stehen hier die ersten riesigen Gebäude mit beeindruckender Architektur, die etwas aussehen wie Wellen. Sie beherbergen eine Ausstellung des Pilgerweges (in der wir kein Wort verstanden haben) und ein Design Museum, außerdem ein Open-Work-Space (glauben wir), eine Bibliothek, und das Stadtarchiv. Des Weiteren gibt es mehrere Spielplätze, ein Skatepark und eine Kletterwand. Das einzige, was es hier nicht gibt: Menschen. Die Kulturstadt scheint wie ausgestorben. Während wir das Gelände erkundeten, fragten wir uns mehrmals, was es überhaupt sein soll und ob es schon geöffnet hat. Wikipedia klärte uns auf: Nach seinem Bau wurde das Gebäude einfach nie angenommen und ist heute in seiner ganzen Pracht eine einzige Steuergeldkatastrope und sozusagen die galicische Maut.

Abends trafen wir Yneke, die Interrailerin aus der Niederlande wieder. Mit ihr waren wir in einer spanischen Bar essen und danach setzten wir mit ein paar Bier in einen Park und unterhielten uns mehrere Stunden mit ihr über Gott und die Welt. Das Schicksal scheint nicht zu wollen, dass wir uns von ihr verabschieden, denn wir haben herausgefunden, dass unsere Reisepläne sich in Sevilla nochmals kreuzen werden. Wir freuen uns schon auf das dritte Wiedersehen mit ihr!

Am Mittwochmorgen stiegen wir in Spanien in einen Reisebus und stiegen in Porto, Portugal wieder aus.

Abschließende Gedanken und Eindrücke

Luca

Nordspanien und die ganze iberische Halbinsel ist der erste Reiseabschnitt, der für mich völlig neu ist. Deswegen habe ich es sehr genossen, so viele neue Eindrücke zu bekommen und neue Städte zu sehen. Das Tollste für mich war aber die Schmalspurbahn. Ich finde es unglaublich faszinierend, wie diese Bahn mitten durch die Pampa führt und teilweise eine atemberaubende Landschaft bietet. Die spanische Zuggesellschaft und die Interrail-App haben uns allerdings einige Kopfschmerzen beschert, welche die Reise etwas getrübt haben. Bilbao und Santander fand ich sehr schöne Städte, Ferrol hat mich durch seine Street-Art auch von sich überzeugen können und in Oviedo waren wir nur sehr kurz. Santiago hat mich aber eher etwas enttäuscht. Was mich vor allem hin und her gerissen hat war die Kirche, die von innen nur so von Gold und Prunk strotzt. Zum einen ist das natürlich schon irgendwie beeindruckend, zum anderen wirkte aber die Zurschaustellung des kirchlichen Reichtums ihn diesem Maße eher abstoßend auf mich. Dazu hat es einen faden Beigeschmack, dass anscheinend irgendjemand zahlen muss, damit die besondere Weihrauchprozedur stattfindet.

Emely

Interrail in Spanien war sehr anstrengend und nervenaufreibend, denn die spanische Zuggesellschaft macht es einem echt nicht leicht, an die nötigen Zuginformationen zu kommen und zu allem Übel ist dann auch noch ein Problem in unserer Rail Planner App aufgetaucht, so dass wir zeitweise kein Ticket vorzeigen konnten (obwohl wir eigentlich eines hatten). Das Land und die Städte haben das aber wieder wett gemacht. Obwohl es in Spanien gar nicht so warm war, wie ich mir das gewünscht habe, waren die Gassen der Städten bis in die späte Nacht immer belebt. Besonders in Bilbao und Santander war das südländische Lebensgefühl zu spüren und da noch Nebensaison ist, hat man auch viele Einheimische in den Bars abends gesehen und kaum Touristen. Auch die Pintxos, die norspanischen Tapas, haben mich voll von sich überzeugt.

4 Antworten auf „Spanien Teil 1“

Schreibe einen Kommentar zu Kai Uwe Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner